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Warum gesellschaftliche Aspekte?

Wenn Sie mir erlaubt zu führen, dann vertraut sie mir.
Aber mehr noch: Sie vertraut sich selbst.
Also: Wenn Ihre 16-jährige Tochter stark und selbstsicher ist und sich selbst vertraut,
wie wahrscheinlich ist es dann, dass irgendein Dummkopf sie schwängert?
Und wenn Ihr Sohn lernt, ein Mädchen respektvoll zu berühren,
wie wird er dann wohl Frauen sein Leben lang behandeln?

Antonio Banderas als Pierre Dulaine in «Dance!»

Weil es das Leben leichter macht!

Das obige Zitat ist nicht zufällig gewählt und liefert bereits die Hauptantwort auf die gestellte Frage: Weil das Beherrschen gesellschaftlicher Umgangsformen vor unangenehmen Situationen schützt – sofern die Normen denn eingehalten werden. 

Was sind «gesellschaftliche Aspekte»? Und wie machen sie das Leben leichter?

In meinem Verständnis sind gesellschaftliche Aspekte nichts anderes im gesellschaftlichen Kontext gemachte Erfahrungen, welche Verhaltensweisen zu angenehmen, welche zu unangenehmen Situationen führen. Und da meines Erachtens niemand – oder irre ich mich? – gern in unangenehme Situationen gerät, ist die Betrachtung gesellschaftlicher Aspekte (eigentlich) ein menschliches Grundbedürfnis. Denn auch wenn es heute kaum noch jemandem bewusst ist: Der Mensch ist und bleibt ein gesellschaftliches Wesen, allein als Individuum kann er nicht existieren, geschweige denn glücklich werden.

Und warum hört man so wenig davon?

Weil es allgemein als verstaubt, verstockt, out oder gar unattraktiv wirkt, wenn man sich korrekt zu benehmen weiß.

Leider weiß ich es aus eigener Erfahrung: Die Beliebtesten auf dem Platz sind heute häufig die größten A****hl****er (zumindest anfänglich). Woran das liegt, darüber kann ich auch nur spekulieren. Meine Vermutung geht dahin, dass es «ja anstrengend sein könnte» (ist es zugegebenermaßen manchmal auch), sich anständig zu bewegen – also findet man das lieber nicht «cool», sonst könnte man ja in die Verlegenheit kommen, sich selbst anständig verhalten (also anstrengen) zu müssen.

Und das passt nun mal nicht zu unserer heutigen Spaß-Gesellschaft.

Aber das ist doch ein Grund, sich nicht damit zu beschäftigen!

Für einen beschränkten Zeithorizont mag das zutreffen. Doch schaut Euch um: Hier schickt die Frau ihren Freund in die Wüste, weil er nicht Willens ist, die Kinder zu erziehen (sprich, Verantwortung zu übernehmen); dort wenden sich junge Männer von einer (eigentlich) attraktiven jungen Frau ab, weil sie über alle nur schlecht spricht.

Wenn das Euer erklärtes Ziel ist, wenn Ihr damit Leben könnt und wollt, dass Eure Projekte zum Scheitern verurteilt sind: Tut was Ihr nicht lassen könnt, es ist Euer Leben.

Gibt es denn wenigstens eine einfache Leitlinie?

JA, natürlich!

Die einfachste lautet «verhalte Dich anderen gegenüber so, wie Du möchtest, dass sie sich Dir gegenüber verhalten». Außerdem ist die Erkenntnis, dass man sich das Leben angenehmer machen kann, nicht unbedingt die neueste – sondern vielmehr die Grundlage dessen, was sich Lady & Gentleman zu den Leitlinien ihres Verhaltens machten, und zwar schon vor 200 Jahren! Zugegeben, dies eins zu eins in die heutige Zeit zu portieren wäre wohl etwas fehl am Platze...

Und wie muss ich mir Lady & Gentleman heute vorstellen?

Es gibt ein paar wenige Ideale, denen zu folgen man gut beraten ist, möchte man sich die alten Ideale in aufgefrischter Form zu Nutze machen. Diese seien kurz genannt:

  • Charakter: Tugendhaft; zurückhaltend; bestrebt, Gutes zu tun; darauf bedacht, den guten Namen zu schützen. Dazu gehören weiterhin Nächstenliebe, Ehrlichkeit, Entschiedenheit, Selbstbeherrschung, Rücksicht, Fitness, stoische Ruhe im Leid und humanistische Bildung. Ein korrektes und zuvorkommendes Betragen in allen Situationen ist eine Selbstverständlichkeit.
  • Kleidung: «Ein wahrer Gentleman ist jemand, der nichts dem Zufall überlässt. Es reicht nicht, dass man sich tadellos kleidet und dass alles makellos gepflegt ist. Die ganze Erscheinung muss vollkommen sein.» (Nick Yapp in Bernhard Roetzel: Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode, 1999, S. 8.) Dies lässt sich eins zu eins auf eine Lady übertragen.
  • Lebenskunst: Höflichkeit, Understatement, Gleichgewicht, Contenance, Ironie und Charme sind die sechs Grundwerte einer Lady und eines Gentleman. Der Gentleman öffnet seiner Lady die Tür, nimmt Ihr den Mantel ab, bringt ihr von der Bar ein Getränk mit. Er kümmert sich um sie und ist darauf bedacht, dass es ihr wohlergehe. Die Lady gibt dem Gentleman die Chance, sich um sie zu kümmern und ihr die Wünsche von den Augen abzulesen. Sie würdigt seine Bemühungen in entsprechender Art und Weise; selbstredend erfüllt sie ähnliche Voraussetzungen wie der Gentleman. Auf diese Art ist es möglich, für eine angenehme, ungezwungene Stimmung zu sorgen, für eine Atmosphäre, die alle genießen können.

Und die Gleichberechtigung?

Es ist herabwürdigend, einer Frau die Türe zu öffnen, das könne sie ja wohl selber?
Den Mantel kann sie natürlich auch selber aufhängen?
Sie soll seine Bemühungen würdigen?

JA. Denn das nach außen und in der Öffentlichkeit gezeigte Verhalten ist ein Rollenspiel mit dem Ziel, allen direkt und indirekt Beteiligten ein angenehmes Erlebnis zu verschaffen. Und genau darin unterschiedet sich eine Lady von einer Frau:
Die Frau fühlt sich bevormundet und nicht «für voll genommen», während die Lady es zu schätzen weiß, dass sie die Handtasche stilvoll in der Hand behalten kann und die Türklinke nicht anzufassen braucht (erst recht seit Covid-19!). Die Frau hängt ihren Mantel auf und faucht anschließend den Mann an, warum er noch keinen Tisch gewählt habe – die Lady überlässt den Mantel ihrem Gentleman, sieht sich im Raum um, wählt einen Tisch und lässt sich vom Gentleman dorthin begleiten, sobald er die Mäntel zur Garderobe gebracht hat.

Dabei geht es keineswegs darum, dass sich der Gentleman über die Lady stellt – im Gegenteil: Der echte Gentleman wird seine eigenen Interessen immer hinter jene der Lady zurückstellen, solange dies seinen guten Namen nicht gefährdet!

Die Lady und der Gentleman sind eine Erscheinung der Gesellschaft, des sozialen Kontexts. Gleichberechtigung hingegen greift dort, wo die Härte des Lebens spielt: Wer das Gleiche leistet, verdient die gleiche Anerkennung – sei dies nun monetär oder anderer Art. Wer die besseren Qualifikationen hat, dem steht die Aufgabe zu – unabhängig vom Geschlecht. Wer Getränke möchte, der kauft, zahlt und trägt sie selber.
Gleichberechtigung bedeutet: Mal bekommt die Frau die Blumen, manchmal aber auch die Rechnung. Und Militärpflicht für alle – oder keinen.

Damit dürfte offensichtlich werden: Die absolute Gleichberechtigung kann nicht das Ziel sein – und ist es, wenn man genau hinschaut, auch nicht.
Ladies, es ist Euch doch viel lieber, wenn Euer Mann sich als Gentleman entpuppt und Euch die Getränkekisten abnimmt, nicht wahr? Ihr genießt es genauso, wenn Ihr als Lady behandelt und in ein Restaurant eingeladen werdet, anstatt die Rechnung selber zu bezahlen?
Oder steht Ihr auf der Seite des puren Feminismus, der danach trachtet, alles Männliche auf diesem Planeten auszurotten? Ja – aber Nein? Fühlt sich aber doch so an. Und kann schon biologisch betrachtet nicht im Sinne der menschlichen Gesellschaft sein.

Und wie hängt das jetzt mit Tanzen zusammen?

Jede Form der gesellschaftlichen Interaktion beinhaltet eine oder mehrere Formen der Kommunikation; der Schlüssel zum Erfolg liegt letztlich in der Kontrolle und Beherrschung dieser Kommunikation.

Genau dies ist die Brücke zum Paartanz, denn Paartanz besteht zu einem großen Teil aus Kommunikation. Sei es nun die Kommunikation mit dem/der Partner/in, sei es die Kommunikation mit anderen Paaren, sei es die Kommunikation mt Personen am Rand der Fläche. Viele dieser Kommunikationen laufen nonverbal und unterbewusst ab. Dadurch, dass wir uns dies im Tanz vergegenwärtigen und bewusst zu steuern lernen, lernen wir gleichzeitig viel für den gesellschaftlichen Umgang. Ganz nebenbei, nur durch den einen oder anderen Hinweis am Rande.


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Herr Dr. Axel Bomhauer-Beins
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