Warum nach dem Wie fragen?
Aber Ihr tut es doch schon!
Betrachtet man die Situation etwas detaillierter, ist es fast schon makaber lustig, dass einem – vor allem, aber nicht ausschließlich – im Tanzen so häufig eine technikfeindliche Einstellung, eine Aversion gegen die Frage «wie funktioniert es wirklich» entgegenschlägt. Denn betrachtet man die Sache absolut nüchtern und bleibt beim Tanzen, so ist schon die Anmeldung zu einem Kurs die Frage «wie funktioniert Tanzen?»...!
Ja, aber...
...die Frage ist doch nicht so zu verstehen, dass man die Technik lernen will?
...man will es doch leicht haben und schnell gut tanzen können?
...Technik ist doch zu anstregend?
Nein, ganz im Gegenteil: «Technik ist die Anstrengung, Anstrengungen zu ersparen» (Baltasar Gracián y Morales)! Oder, wie ich es gerne formuliere: Die Technik ist das schriftlich konservierte Wissen unserer Vorfahren, wie man Tanzen kann; es ist eine Möglichkeit, Irrwege zu vermeiden und schneller zum Erfolg zu kommen.
Und wie soll das bitteschön gehen?
Zugegeben, ich weiß nicht, wie die verstörende Vorstellung von Technik aussieht, die derart abschreckend ist. Deshalb möchte ich nur einige illustrative Beispiele aufzählen, welche die Angst vor der Technik (hoffentlich) etwas zerstreuen und stattdessen ein Interesse daran wecken:
- Tanzen ist eine Form der Bewegung, und bewegen kann man sich besser, wenn man balanciert ist. Auf dem Fuß stehen, den Schritt (anatomisch korrekt) vom Standbein her auslösen und ohne Kraftaufwand aufrecht («gerade») zu stehen, sind dies ermöglichende Kernbereiche der Technik – die im Allgemeinen nur einer kurzen Unterweisung und wiederholter Anwendung bedürfen.
- Tanzen soll Spaß machen – ein «Am-Partner-Herumgezerre» (bzw. «An-der-Partnerin-Herumgezerre») ist wenig unterhaltend (außer vielleicht für schadenfrohe Zuschauer/innen). Hinterfragt man kurz, wie Führen und Folgen eigentlich funktioniert, ist der Kraftaufwand an dieser Stelle auf einmal unnötig...
- Tanzen soll Ausdruck individueller Gefühle sein – etwas, das mit abgelaufenen Schrittfolgen kaum zu erreichen ist. Betrachtet man auch die Zusammenhänge zwischen Musik und Tanz (warum welche Bewegung wie?), ergibt sich bald die Möglichkeit, selbst Figuren zu entwickeln und sich auf diese Weise auszudrücken.
Grundsätzlich handelt es sich dabei doch um hochinteressante Aspekte, nicht wahr? Natürlich stellt deren Behandlung gewisse Ansprüche an Lehrerin oder Coach, aber wenn die Materie zu trocken oder/und unverständlich vermittelt wird, dann ist das Hinzuziehen eines anderen Coachs oder gar ein Wechsel des Trainers durchaus legitim.